Bremszylinder vorne lässt sich nicht zurück drücken

Es gibt 50 Antworten in diesem Thema, welches 5.875 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von matzetronics.

  • Bei der Hitze will hier keiner am Auto basteln. Ich warte einfach, bis mein Helfer wieder da ist - neue Bremssättel sind gerade eingetroffen. Ich habe auf diese Option zurückgegriffen, weil mir das mit den Reparatursätzen in den alten Sätteln zu kitzig war.

    Die alte Kiste hat ja kein ABS und deswegen hinten nur Trommeln. Da bin ich schon drauf aus, das die Bremsen vorne anständig funktionieren.

    Die ganze Aktion wurde deswegen gestartet, weil rechts die Scheibe verzogen war (eierte beim Bremsen) - ich musste also auf jeden Fall die Scheiben tauschen.

  • du hättest gleich auch Belüftete Scheiben umbauen können
    die Sättel sind auch nicht teuerer als die für Vollen Scheiben

    Es gibt auch trommel hinten mit ABS, das hat nichts zur sagen.

  • Das Auto fährt vllt. so 4-5 mal im Jahr ein wenig auf der Autobahn - wir hier in Berlin sind eher auf Parkplatzsuche :P Da brauchts keine innenbelüfteten Scheiben, es reicht die von Nissan vorgesehene Technik für den kleinen Kerl.

  • und nun lässt sich der Bremszylinder nicht zurückdrücken, selbst mit dicker Zange keine Chance.

    Hi matzetronics,


    nach meiner bisherigen Erfahrung gibt es bei den 11ern nur eine Ursache für schwergängige Kolben. Die Nut im Sattel, wo die Manschette drin sitzt, rostet mit der Zeit so auf. dass der Rost den Manschettengummi immer stärker an den Kolben drückt und er dadurch immer schwergängiger wird - bis zur vollständigen "Blockade". Rost hat nämlich das 2,5 fache Volumen von Eisen. Dass der Kolben verrostet ist, habe ich noch nie erlebt, denn durch den Rostdruck dichtet die Manschette noch zuverlässiger ab als ohnehin schon. Bei mir waren die Kolben bisher immer noch blitzblank.

    Es gibt meiner Meinung nach nur eine Möglichkeit für einen verrosteten Kolben - nämlich dann wenn die Manschette schon länger ein Loch gehabt hat, durch das (Salz)Wasser reingekommen ist.


    Bei meinem 11er hatte ich rechts grad einen etwas schwergängigen Kolben, so dass die Bremse nicht mehr ganz frei gemacht hat. Die Bremswirkung war allerdings immer noch in Ordnung.

    Ich hab das so gemacht:

    Ich hab erstmal den Kolben per Bremsdruck soweit wie möglich rausgedrückt, ohne dass er rausfliegt. Wenn man das wie ich alleine macht, dann ist es empfehlenswert, im Sattel ein Holzstück in der entsprechenden Stärke zu fixieren, damit er grad noch drinbleibt. Oder man muss oft laufen :). Dann hab ich die Manschette etwas aus der Kolbennut gezogen und ein kleines Holzstäbchen (Durchmesser etwa 6 mm) zwischen Manschette und Nut geschoben. Dann hab durch die "Löcher" neben dem Holzstäbchen mit einem sehr kleinen Pinsel etwas Bremsenmontagepaste auf dem Kolben verteilt (Rostlöser entfettet und ist daher meiner Meinung nach ganz falsch :( - was der Kolben braucht, ist Schmierung, siehe auch der Post von feti). Bis man da ganz rum ist, ist das natürlich schon eine etwas fummelige Sache. Danach hab ich das Stäbchen wieder rausgezogen und den Kolben wieder zurückgedrückt. Und siehe da - es ging schon leichter. Dann hab ich das ganze nochmal wiederholt und der Kolben war wieder absolut leichtgängig. Das ist natürlich nur eine Übergangslösung für die nächsten paar Monate - die Überholung der beiden Sättel mach ich dann an einem langen Winterabend :).

    Die Überholung geht wie folgt:

    Ich lös den Bremsschlauch, halt die Pressluftpistole in das Schraubloch und geb Druck drauf. Ein passendes Holzstück verhindert, dass der Kolben durch die Werkstatt fliegt :).

    Wenn der Kolben so fest sitzt, dass er sich nicht "rausblasen" lässt, dann mach ich es so ähnlich wie basspower_micra - mit dem Unterschied, dass ich nicht mit einem Dorn durch das Loch schlage, sondern den Kolben mit dem Dorn (oder durch das Loch passender Schraube) im Schraubstock ganz gemütlich und langsam rauspresse. Mit der Methode hab ich mehr Gefühl. Als nächstes ist dann das Säubern der Manschettennut im Sattel dran. Früher hab ich die Nut mit einem Schraubenzieher freigekratzt - einer war eine für diesen Zweck zurechtgebogene "Sonderanfertigung". Das war wegen der schlechten Zugänglichkeit eine einigermassen fummelige und mühselige Geschichte. Und: ich bin trotzdem nicht bis in alle Ecken gekommen. Inzwischen hab ich mir für den Dremel Diamantscheiben gekauft - mit denen und der biegsamen Welle geht das recht schnell und wesentlich einfacher. Dann nur noch zusammenbauen, Seilfett als Rostschutz in den Spalt zwischen Manschette und Sattel spritzen und der Sattel ist wie neu. Ich wechsel die Manschette nur, wenn sie schlecht (spröde, ausgeleiert) ausschaut. Und ich wechsel auch nicht mal unbedingt die Dichtung - denn der fehlt normalerweise absolut nichts. Der "Schaden" liegt ja weiter "draussen". Wer auf Nummer supersicher gehen will, kann sie aber natürlich tauschen.

    Zugequollene Bremsschläuche und aufgequollene Dichtungen hatte ich noch nie - ich wusste gar nicht, dass es sowas auch gibt. Aber ich bin eben auch kein ausgefuchster Mechaniker, sondern Karosseriespengler mit einer beiläufigen Zusatzausbildung als Schmalspurmechaniker :D.


    Ach ja:

    Also wenn neue Bremssättel dann bitte Achsweise austauschen

    Warum denn bitte? Bei Scheiben und Belägen - einverstanden. Aber wenn ein Sattel fachgerecht überholt ist, dann hat der exakt den gleichen Druck wie ein neuer. Sorry deKoch - aber für mich gibts da absolut keinen plausiblen Grund für einen paarweisen Austausch.



    Nachdem du inzwischen neue Sättel gekauft hast - erübrigt sich die Beschreibung für dich natürlich. Vielleicht ist sie ja für wen anders hilfreich - oder für dich in zehn Jahren oder so :)


    Gruss Matthias

    Grosser Geist - bewahr mich vor Feuer, Eis und Wind und vor Autos, die voller Elektronik sind :)

    Einmal editiert, zuletzt von reparix ()

  • Danke für die Tipps, reparix. Wenn ich den alten Sattel ersetzt habe, werde ich ihn auf jeden Fall untersuchen, denn erstens möchte ich gerne wissen, wie er von innen aussieht und zweitens kann er immer noch als Ersatzteillager dienen und wandert in die Kiste zu den anderen Nissan Teilen, die ich gewechselt habe. da liegen schon Scheinwerfer, Stellmotoren, der alte Tacho usw,

    Beim Ausbau werde ich den Kolben noch mit Bremspedal und Holzbrettchen rausdrücken, um ihn besser zu demontieren.

    Aber dazu muss ich den Helfer hier haben und einen Tag, an dem der Wagen nicht gebraucht wird.

  • Es war wirklich nur der Bremssattel selber. Der neue ist drin, bei dem lässt sich der Kolben ganz wunderbar zurückdrücken, neue Beläge und die neue Scheibe passen prima und der kleine Kerl bremst, wie er soll. Der Bremsschlauch ist auch nicht zu, sondern so wie es soll. Danke an die Runde.

    Übrigens, selbst jetzt, wo ich den alten Sattel ausbauen und in den dicken Schraubstock klemmen konnte, rührt sich der Kolben kein bisschen. Holzbrett zur Druckverteilung ist drin, aber nix bewegt sich. Ich habe versäumt, ihn vor dem Ausbau per Pedal rauszudrücken, mal sehen, wo ich so viel Druck herkriege. Das ist aber nur für die Wissenschaft.

  • mal sehen, wo ich so viel Druck herkriege.

    Hi matzetronics,


    wenn dein Schraubstock wirklich dick genug ist, dann gehts.

    Also zur Vorbereitung würde ich folgendes machen, damit das Ganze leichter geht, wenn sich der Kolben mal ein Ruckerl bewegt hat. Stell denn Sattel so hin, dass das Schraubloch oben ist und tu etwas Öl hinein. Ich würde dazu Ballistol nehmen, weils sehr dünnflüssig ist - Motoröl geht aber sicher auch. Dann wartest du kurz, damit das Öl bis zum Dichtring "sickern" kann. Dann dreh den Sattel um (das überflüssige Öl läuft dann natürlich wieder aus dem Schraubloch raus), heb die Manschette soweit aus der Kolbennut, dass du mit einer Spritze oder einer Nadelflasche Öl injizieren kannst. Dann sind Zylinder- und Kolbenflächen von beiden Seiten her geölt.

    Dann nimmst du eine Schraube, die einen Durchmesser hat, der durch das Schraubloch passt (M8 oder M10) und die so lang ist, dass der Schraubenkopf noch ein, zwei, drei cm über das Schraubloch herausschaut, wenn sie mit dem Gewindeende am Kolbenboden anliegt. Wenn dein Schraubstock wirklich dick ist, dann kannst du den Sattel jetzt liegend so in ihn einspannen, dass der Schraubenkopf mittig an der einen Backe anliegt und der Sattelübergriff an der anderen. Und dann drehst du den Schraubstock mit Gefühl zu. Bevor der volle Druck drauf ist, musst du den Sattel natürlich mit der freien Hand führen, damit die Schraube nicht kippelt und möglichst grad auf den Kolbenboden drückt. Wenn du die Schraube dann bis zum Kopf reingedrückt hast, dann nimmst du eine etwas längere Schraube und drückst den Kolben wieder etwas weiter raus. Ob und wie oft du das wiederholen musst, hängt davon ab, wie dick dein Schraubstock ist und welche Schraubenlängen du grad vorrätig hast.

    So hat das bei mir noch jedesmal funktioniert - sogar bei festgerosteten Kolben. Du wirst allerdings sehen - sofern die Manschette kein Loch hatte - dass der Kolben nicht festgerostet ist, sondern nur der Rostdruck auf die Manschette in der Sattelnut zu gross geworden ist.


    Ich erwarte deinen Bericht im Dienst der Wissenschaft! :)


    Gruss Matthias


    PS: Wenn dein Schraubstock nicht gross genug ist, dann drück den Kolben mit der Zange oder einer Schraubzwinge erst etwa um die Breite des Dichtrings rein (wegen der Schmierung), dann tust nochmal etwas Öl von der Manschettenseite her rein und dann müsste die Schraubenmethode auch mit einer Schraubzwinge funktionieren.

    Grosser Geist - bewahr mich vor Feuer, Eis und Wind und vor Autos, die voller Elektronik sind :)

    4 Mal editiert, zuletzt von reparix ()

    • Offizieller Beitrag

    mal sehen, wo ich so viel Druck herkriege.

    Doch, es gibt noch einen ganz einfachen Trick:


    Anstelle des Anschluss wird ein Abschmiernippel eingeschraubt und mittels Fettpresse kann der Kolben rausgedrückt werden.

    Die Dinger schaffen durchaus 50-80 Bar, je nach Modell und Ausführung.


    https://www.ebay.de/itm/Handfe…129d71:g:weAAAOSwf~9ZX7~s


    https://www.ebay.de/itm/Schmie…m:me7tn4Xfel_pzZvtY1Nuu8Q


    Fotos erwartende Grüße

    O.

  • Anstelle des Anschluss wird ein Abschmiernippel eingeschraubt

    Hi Oggsi,


    grundsätzlich find ich deine Idee gut :).

    Ich wär nicht drauf gekommen. Doch mir wärs zuviel Schmierage - die Methode mit dem Schraubstock geht mit einem Schluck Öl. Ausserdem: bist du dir sicher, dass die Gewindesteigung von Schmiernippel und Hohlschraube die gleiche ist?:mmmm:


    Gruss Matthias

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  • Na dann eben dankeschön dafür, dass du dieses uralte Lampukistanische Wissen als Open Source zur Verfügung stellst :D

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  • es gibt viele Schmiernippel mit Feingewinde zur auswahl.

    Das glaub ich durchaus. Bei meiner Schraubstock- und Schraubenmethode ist die Gewindesteigung jedoch egal - die Schraube muss nur durch das Loch passen :)


    und die haben in Lampukistan so viele Schmiernippeln zum auswahl

    Das mag ja bei den Lampukistanern so sein, wenn die schon eine lange Tradition im Bremskolben-mit-der-Fettpresse-rausdrücken haben. Meine Schmiernippelbestände sind mager - meine Schraubenbestände dagegen sehr reichlich. Die Lösung ist also ganz einfach: jeder arbeitet mit dem, was er grad zur Hand hat :)

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  • du hättest gleich auch Belüftete Scheiben umbauen können
    die Sättel sind auch nicht teuerer als die für Vollen Scheiben

    Es gibt auch trommel hinten mit ABS, das hat nichts zur sagen.

    Hallo in die Runde, weiß eigentlich einer ob die Bremssattelträger beim K11 die gleichen sind bei Belüfteten und unbelüfteten Bremsscheiben?

    Dann wäre nur der Bremssattel größer bei innenbelüftet?

    Gruß René

  • So, hier jetzt die Fotostrecke zum Thema "wie drücke ich einen Kolben aus dem Sattel nach der Methode reparix". Ich musste zum Schluss davon abweichen, aber dazu gleich. Glücklicherweise ist mein dicker Schraubstock dick genug.

    CAM00048 ist der Ausgangszustand. Schraube schon gesteckt, im Hintergrund die Sammlung Schrauben aus einem kürzlich geschlachteten China Roller - sehr praktisch.

    CAM00049 ist schon die zweite Schraube - man sieht den Kolben aus dem Zylinder kommen.

    So, und jetzt war Ende.

    CAM00056 zeigt die dritte Schraubenlänge, aber jeder Versuch, mit dem Schraubstock weiter zu drehen, schlägt fehl - die Sau sitzt zu fest. Ausserdem sieht man am Rand der Dichtung schon das vermutliche Problem, da scheint die Dichtung nicht in der Nut, sondern zwischen Kolben und Zylinder zu klemmen.

    Also, womit löst man jedes Problem? Genau - mit roher Gewalt. Ich also mit dem Fäustel hinten auf die Schraube geschlagen und siehe da, es hilft.

    CAM00069 zeigt dir das Innere des Bremszylinders mit gar nicht so wenig Rost.

    CAM00070 ist der Zylinder mit seiner Schokoladenseite, die anderen sind nicht so mit Rost belegt.
    Ich bin also froh, das ich schon den neuen Sattel drin habe und nicht drauf angewiesen bin, den hier zu fixen.

    Danke an alle für die Tipps. Und nun muss ich erstmal die Ölfinger vom Handy wischen :P

  • habe doch geschrieben das mit paar richtige Schläge auf den Dorn( oder Schraube) der Kolbe bis jetzt immer raus ist.

  • CAM00056 zeigt die dritte Schraubenlänge, aber jeder Versuch, mit dem Schraubstock weiter zu drehen, schlägt fehl - die Sau sitzt zu fest. Ausserdem sieht man am Rand der Dichtung schon das vermutliche Problem, da scheint die Dichtung nicht in der Nut, sondern zwischen Kolben und Zylinder zu klemmen.

    das ist nicht die Dichtung sondern die Manschette, der Rand ist so verrostet das sie sich schon rausdrückt