Hallo Leute,
nach einer längeren Pause, denn die letzten Wochenenden sind sehr arbeitsreich gewesen, der neueste Stand meines P10 Automatikproblems.
Nachdem sich die 3. u. 4. Fahrstufe endgültig verabschiedet hatten war eine Reparatur unvermeidlich (Ersatz vom Schrotti war kurzfristig nicht zu beschaffen), wobei ich mich zum selbermachen durchgerungen hatte. Der Masterkit (alle Flachdichtungen, Gummiringe, Stahllamellen, Reibbeläge...) war schnell bestellt und der Getriebeausbau konnte beginnen:
Die erste Hürde waren dabei die sch... 36er Muttern an den Antriebswellen - mein Werkzeug hört bei SW 32 auf (findet mal an einem Samstag mittag um halb zwei noch jemanden der sowas verkauft!). Nun hatte ich also erst mal Zeit und hab dann sämtliche Verkleidungen im Vorderwagen inkl. Stoßstange demontiert, jetzt waren alle Dreckecken zugänglich denen ich schon länger mal zu Leibe rücken wollte. Am folgenden Wochenende war das Getriebe relativ schnell draußen und ich schritt zur Teilzerlegung (Wandler u. Differential raus), und da dummerweise der Masterkit trotz 2maligem Nachbestellen immer noch nicht beikam war erstmal wieder Pause (da ich vorher noch nie eine AT-Revision gemacht hatte sollten die neuen Teile eigentlich vor der Zerlegung bereit liegen).
Drei Wochen nach der ersten Bestellung hielt ich die Teile endlich in Händen und es konnte weiter gehen. Die Hauptbaugruppen des AT habe ich dann gleich in Müllbeutel (nicht lachen!) verpackt und auf die Seite gelegt (zum einen bleiben die Brocken dann sauber und es geht nicht so leicht etwas verloren!).
-Bevor ich es vergesse, als Gedankenstütze habe ich regelmäßig Aufnahmen mit der DigiCam gemacht-
Nun habe ich von ganz unten beginnend alle Verschleißteile gegen Neuteile getauscht und sobald eine Komponente fertiggestellt war diese gleich wieder eingebaut. Die ineinander verschachtelten Kupplungen und Planetenradsätze müsst ihr euch ähnlich wie bei den russischen Holzpüppchen (was besseres fällt mir im Moment nicht ein) vorstellen. Beim Zerlegen der Kupplung für die oberen Gänge kam dann der Fehler zum Vorschein. Bis hier hin hatte mich die absolute Sauberkeit in so einem Getriebe schon beeindruckt doch hier fand ich nun geschmolzenes Metall und angesengte blau angelaufene Stahlteile, welche sich nur schwer lösen ließen und zum Teil grotesk verformt waren (die Reibscheiben hatten sich fast durchgeschliffen und waren zum Teil angeschweißt, dann wieder abgerissen und dabei wie eine Ziehharmonika zusammengefaltet worden) - das war wohl haarscharf an einem Totalschaden vorbei! Zum Glück konnte ich unter Einsatz des Dremel den Kupplungskorb retten. Beim Zusammenbau dieser Kupplung (sie ist wohl zu schwach ausgelegt) habe ich von 3 Reibbelägen und 5 Stahllamellen auf jeweils 4 umgestellt (das Nachfolgemodell dieses Getriebes hat an dieser Stelle auch mehr Beläge).
Am Fliehkraftregler (bei Nissan nur kompl. erhältlich für ca. 350,-EUR ) musste ich das Kunststoffzahnrad (27EURnochwas beim Instandsetzer ) erneuern.
Vor dem Steuerventilgehäuse hatte ich doch gehörigen Respekt und ich habs mir bis zuletzt aufgehoben - doch auch sowas ist zu schaffen (ein ganzer Sonntag ist dabei draufgegangen). Alle Federn waren im Bereich von Neuteilen (z.T. ½ -1mm kürzer als neu, aber ansonsten i.O.), zwei Steuerkolben musste ich ganz leicht nachschleifen (600er) damit sie durch die jew. Rückstellfedern ohne zu klemmen verschoben werden konnten.
Ach ja, an den zwei Magneten in der Ölwanne war ein feiner Metallschlamm (keine Späne!), welcher sich nach den magnetischen Feldlinien ausgerichtet hatte (Mister Spock würde sagen: „Faszinierend“).
Beim Einbau ließ ich mir von meinem Bruder helfen (AT-Gewicht ohne ATF ca.66kg!), da man mit einem Rangierwagenheber ein Getriebe beim Ausbau zwar einigermaßen leicht ablassen kann aber beim reinfummeln doch einen Satz Hände zu wenig hat.
Dienstag mittag um 15:00h (für die letzten Arbeiten hatte ich mir einen Tag Urlaub genommen) ging es los zur Probefahrt. Nach einigen Kilometern ließ meine Anspannung (mir war ausgesprochen schlecht) endlich nach und wich einem Gefühl der Freude - alles funktionierte auf Anhieb perfekt (Gangwechsel wesentlich sanfter als zuvor und 3. / 4. wieder da). Abschließend hab ich noch ½ Liter ATF nachgefüllt und den Drossel-/Kickdownseilzug individuell eingestellt - Fertig.
Zum nachmachen noch ein paar Worte:
Es ist schon eine sehr spezielle Arbeit aber durchaus mit normalen Mitteln zu schaffen, doch sollte man einiges an Zeit einkalkulieren und ein Ausweichfahrzeug zur Hand haben, keine zwei „linken“ haben sowie Platz und die nötige Ruhe besitzen.
Ach ja, ohne Anleitung (Nissan Wartungsanleitung P10 bis Bj.1993, Abschnitt AT u.a.) mit Darstellung der entsprechenden Arbeitsschritte und den Einstellmaßen wäre ich nie auf die Idee gekommen sowas anzugehen.
Kostenaufstellung:
Masterkit und sonstige Teile ca.355,-EUR
Dichtmittel/Loctite ca. 15,-EUR
Vollsynthetisches ATF (Castrol Transmax Z) ca.130,-EUR
36er Nuss mit Adapter ca. 30,-EUR
Farbe/Waschbenzin/Küchenrolle/Vaseline ca. 20,-EUR
macht zusammen ca. 550,-EUR
Also im Vergleich mit den vorher eingeholten Kostenvoranschlägen nicht schlecht, und ich habe wirklich viel dazugelernt.
der fetischist
P.S.
Wenn sich hier einer gut auskennt kann er dieses Thema zu den Werkstattthemen verschieben, danke!