Unser WP12 1.9dCi Visia-Plus ist nun 63 Monate alt und hat fast 120.000km runter. Dessen 120 Renault-PS reichen für knapp 200km/h (lt. Tacho), wirken munter und gehen ziemlich gut zu Sache (auch im Anhängerbetrieb). Man kann also auch mit dem kleinen Diesel schon glücklich sein. Über den "Dieselsound" kann zumindest ich nicht meckern, ein Pumpe-Düse-TDI hört sich eine ganze Ecke unkultivierter an. Manche Naturen stören sich an dem etwas hakeligen 6-Gang-Getriebe, aber mit der Zeit entwickelt man auch dafür ein Gefühl, sodass es letztendlich gut flutscht. Unveränderbar ist jedoch die Tatsache, dass der Primera etwas unruhig im Geradeauslauf ist, sprich ich muss mehr Nachlenken als in anderen Autos. Besonders erfreut bin ich hingegen über Verschleißteile wie Auspuffanlage und Batterie, die noch original und vollkomen in Ordnung sind. Der Auspuff hat bisher nur sehr wenig Rost angesetzt und wird sicher mindestens noch ein paar Jahre halten, die Batterie lässt den Primera auch bei den nun wiederkommenden all morgentlichen kalten Temperaturen zuverlässig und sicher erwachen. Beim letzten Tüv-Besuch vor einer Woche hatte ich auch mal Gelegenheit mir den Unterboden anzusehen, trotz genauer Blicke habe ich an Blechen und Kanten keinen Rost und am Fahrwerk nur minimalen Korrosionsansatz gefunden. Wo schon das Thema TÜV fällt: Es gab keine Beanstandungen.
In den letzten 5 Jahren gabs auch nur wenige ärgerliche Vorkommnisse. Da wären ein schwächelnder Fensterheber, eine nicht immer entriegelnde Tür, ein eingefrorener Heckklappenöffner sowie verkehrte Glühkerzen gewesen. Diese Sachen wurden alle in der Garantiezeit abgestellt, seit 60tkm fährt der Wagen ganz ohne ein einziges Problem. Insgesamt hat uns der Wagen nicht ein einziges Mal hängen lassen und brachte einen sicher von A nach B und zurück. Achja, Anfang diesen Jahres schmorte das +-Kabel der rechten H7-Birne dahin, aber das wars dann wirklich. Was mir in letzter Zeit bei anderen, einzelnen und scheinbar vernachlässignten P12 auffällt, sind überdurchschnittlich stark ergraute/erblindete Klarglasscheinwerfer. Nervig ist beim 1.9dCi der Glühlampenwechsel auf der Fahrerseite weil bei der Motorisierung Batterie und anderes im Weg sind. D.h. Batterie muss raus, sonst klappts nicht - folgedessen kann ein Wechsel für Laien auch etwas Zeit in Anspruch nehmen. Zum Thema Wechsel: Bremsschreiben und Beläge können bei 60tkm schon ziemlich verbraucht sein, so wie es bei uns der Fall war. Puncto Reifen: Die Dunlops sind nicht das Allerbeste, auf der Hinterachse läuft bei uns jedoch noch immer (aber nicht mehr lange) die Originalbereifung (Antriebsachse bekam 2007 neue Pneus).
Verarbeitungstechnisch wäre sicherlich noch etwas mehr drin gewesen, typische Primera-Kennzeichen sind nicht immer bündig verlaufende Fensterunterleisten. Im Prinzip ist das aber alles eher Kleinkram... unser Exemplar hat zwar einen nicht ganz sauber eingepassten Übergang vom Mitteltunnel zur Mittelkonsole oder einen ungleichen Spalt über dem Monitor, aber was solls. Die Langzeitqualität der Kunststoffe ist, gemessen an unserem Primera, ziemlich gut, auch der Softlack der Türgriffe (bei der Konkurrenz nicht immer problemfrei) hält. Auch sonstige Kunstsoffe sind nicht abgegriffen oder merklich ausgeblichen. Nicht so hervorragend ist bei den Polstern der Visia-Plus-Ausstattung die Schmutzanfälligkeit, irgendwann sieht man auf dem hellen Stoff einfach alles. Da hilft dann nur eine gründliche Reinigung.
Gute Dienste hat immer die Klimaautomatik geleistet, egal ob -10 oder +35°C, Heizung und Klima brachten den Innenraum in passabler Zeit auf eine angenehme Temperatur. Auch über das N-FORM kann ich mich nicht beklagen. In der Gesamten Laufzeit ist es nur zwei Mal "abgestürzt", das ließ sich jedoch mit einem Neustart des Wagens ohne großen Aufwand beheben.
Zusammengefasst war die Wahl dieses Modells alles andere als ein Fehler. In den Kofferaum geht ordentlich was rein, nette Details wie die Rückfahrkamera erleichtern den Umgang durchaus und Verbräuche von rund 5,5 Litern bei zurückhaltender Fahrweise können isch sehen lassen. Unser WP12 jedenfalls erweckt auch in zunehmenden Alter einen soliden und zuverlässigen Eindruck. Als unzuverlässig stufe ich dieses Modell daher nicht ein.
