Moin,
nach 15 Jahren und ca. 300 tkm verlässt uns unser schwarzer 2,2 dci Tekna nun. Zeit ein kleines Fazit zu ziehen:
Motor/Getriebe/Kupplung
- Hauptkomponenten original, Motor rasselt mittlerweile beim Kaltstart recht vernehmlich
- Auspuffkrümmer zweimal gerissen: mit Schutzgas geschweißt. Beim ersten mal kalt im Auto, beim zweiten Mal nach Wärmebehandlung außerhalb. Das hält bis jetzt.
- Steuerkettenspanner Unterdruckpumpe bei ca 250 tkm verschlissen -> Kette und Spanner erneuert
- bei ca. 250tkm Motor keine Leistung -> Mengensteuerventil der Hochdruckpumpe erneuert
Ansonsten lief der Motor wie ein Uhrwerk, selbst die Glühkerzen und der Lader sind noch original, Ölverbrauch war bis weit über 200tkm nicht messbar. Ob der Motor nach dem tausch des Motorsteuergerätes ca. 2005 noch die 140PS hatte, glaube ich aber nicht. Gefühlt waren es bestimmt 20PS weniger. Über 200km/h war laut Tacho eigentlich nur mit extrem viel Anlauf oder bergab möglich. Anfangs waren es ca 10 Liter/100km, über die Jahre sank der Verbrauch dann auf ca. 7l/100km.
Fahrwerk:
- gefühlt habe ich bestimmt 20 Radlager gewechselt, In der Realität waren es wahrscheinlich so ca. 10. Aaaaaber vielleicht hätte man ja auch mal etwas mehr ausgeben können, als die 25 Euro für die billigsten Ebay Dinger.
- Traggelenke vorne jeweils einmal, dort haben die billigen Ebay-Teile länger gehalten, als die Originalteile
- Achsschenkellager links etwa bei 200 tkm, rechts erst vor Kurzem
- Bremsscheiben und Beläge immer von ATE, vorne etwa 3-4 Satz Scheiben, hinten nur einmal erneuert.
- Hochdruckschlauch der Servolenkung geplatzt bei ca. 280 tkm
- Beide Antriebswellen gebrochen, nachdem sie unter dem Schwingungstilger stark angerostet waren.
Viele Probleme mit dem Fahrwerk wurden sicher von den H&R Tieferlegungsfedern verursacht. Damit ist das Auto wirklich knüppelhart, ich hab mich immer gefragt, wann die Stoßdämpfer oben zur Motorhaube rausschauen. Aber erstens hätte ich mit der hochbeinigen Originaloptik nicht leben wollen und zweitens war das Auto mit den Originalfedern auf der Autobahn viel zu schwammig.
Karosserie:
- Alle Originalteile bis jetzt absolut rostfrei. Aufgrund eines Frontschadens wurden Kühlermaske/Schlossträger und Motorhaube vor 8 Jahren von mir erneuert. Ich war mir sicher, das Zeug nicht besonders sorgfältig konservieren zu müssen, da ich davon ausging, die Kiste nach weiteren 2 Jahren eh wegzuschmeißen. Ein Fehler... Beide Teile sind mittlerweile völlig durch.
- Zum Glück gingen beim Unfall auch beide Xenonscheinwerfer drauf, die waren mittlerweile komplett blind und gelb. Witzigerweise sind die billigen Nachrüstscheinwerfer bis zum heutigen Tag völlig in Ordnung. Das wird aber wohl nicht an besserer Qualität, sondern an seltenerer Wäsche liegen. Ich vermute, dass die scharfen Insektenlöser in der Waschstraße die ersten Teile gekillt haben.
Das Auto hat in 15 Jahren vielleicht 3 Winter in der Garage verbracht, den Rest der Zeit stand er draußen. Die Waschintervalle wuchsen von anfangs wöchentlich auf monatlich bis schließlich halbjährlich.
Innenraum:
- Mal abgesehen vom unterirdischen Pflegezustand (essendes Kind und mehrere Hausbauprojekte) hat eigentlich nur die linke Sitzwange des Fahrersitzes irgendwann aufgegeben.
- Die Hartplastikwüste des Armaturenbrettes war wenigstens haltbar, auch wenn ich bis heute nicht kapiere, warum in dem Auto vier verschiedene Plastikfarben und -oberflächen verbaut wurden.
Elektronik
- N-Form war wahrscheinlich das Dümmste, was sich ein Elektronik Entwickler jemals ausgedacht hat. Selbst ein Beifahrer hatte Mühe, während der Fahrt ein Naviziel einzugeben.
- Das Radio hatte wirklich miesen Empfang. Mehrfacher Antennenwechsel konnte daran nix ändern.
- Die Rückfahrkamera war vor allem zu Anhänger ankuppeln toll, sonst eigentlich nutzlos. Einige Einweiser haben dumm geschaut, als die Kupplung millimetergenau unters Zugmaul platziert wurde. 
- Die Ladeschale fürs Handy flog nach 2 Wechseln aufs jeweils aktuelle Handy raus, da es keinen Nachschub für aktuelle Modelle gab.
- Der N-Form Bildschirm war vor allem als Ablagefläche fürs Smartphone zu gebrauchen, da musste wenigstens kein peinlicher Winschutzscheibensaugnapf verwendet werden. "Scheibenwaschwasserstand niedrig, nähere Infos entnehmen sie bitte der Betriebsanleitung" ist halt maximal 3 Monate lustig, nach 15 Jahren nervt es einfach nur noch.
- Die Preise für die Kartenupdates waren eine Frechheit, außerdem wurde der Service recht schnell eingestellt. Das letzte war glaub ich schon 2005
- Von Jahr 2-4 hat die Wegfahrsperre hin und wieder Aussetzer, das hat sich irgendwie selbst repariert, ohne dass jemals ein Fehler gesucht oder gefunden wurde.
- Als ich noch jung und dumm war, habe ich mit Teilen vom Benziner (Kupplungsschalter und Bediensatellit am Lenkrad die fehlenden Hardwarekomponenten für den Tempomaten nachgerüstet. Zunächst erfolglos, weil mir keiner bei Nissan sagen konnte, welches MSG die Funktion unterstützt. Bis zu dem Tag, als die Rückrufaktion wegen der Turboladerprobleme kam. Dazu gab es eine Liste, welches MSG erforderlich ist, wenn ACC an Bord ist. Das war wirklich das Beste, was ich jemals in ein Auto eingebaut habe; nie wieder ohne Tempomat.
- Einmal musste das Spiralkabel im Lenkrad erneuert werden.
- Die Stecker für die Sitzairbags flogen schon in den ersten beiden Jahren raus und die Kabel wurden fest vercrimpt.
- Die Innenraumleuchte von Renault war schon immer eine Frechheit und hat eigentlich nie zuverlässig funktioniert. Anfangs wurde sie ein paar mal auf Garantie erneuert. Aber wenn das neue Teil genauso scheiße ist, wie das Alte, gibt man irgendwann auf.
- Vor circa einem halben Jahr hat die LWR die Hauptscheinwerfer auf tiefste Stellung gebracht. Ich war zu faul zu schauen, aber vermute es liegt am Hinterachsniveausensor.
Gesamtfazit:
Das Auto war für Selberschrauber ein super zuverlässiges, sparsames und anspruchsloses Fahrzeug. Hätte ich die Kiste aber für jede Reparatur und jeden Service zu Nissan bringen müssen, hätten sich unsere Wege wahrscheinlich schon vor einigen Jahren getrennt. Kleines Beispiel: Traggelenke kosten im Zubehör um 20 Euro, Nissan verbaut nur komplette Querlenker. Wenn beide Seiten hinüber sind, ist man mit Einbau knapp bei einer knapp vierstelligen Summe. Renault Qualität und Nissan Preise sind halt leider schlecht vereinbar. Leider blieb das Auto ohne Nachfolger und ein Quatschei kam für mich nie in Frage. Deshalb trenne ich mich nicht nur vom Auto sondern auch von der Marke. Die Suche nach Ersatz war nicht einfach, weil sowohl meine Frau, als auch ich, einen wohl ziemlich speziellen Geschmack haben. Wir beide finden das Design des P12 als total gelungen und super schön (lacht ruhig ) Dummerweise sind wir und bei aktuellen Autos so gut wie nie einig, was "schön" ist, auch aus diesem Grund durfte der Primera 15 Jahre bleiben.
Ersatz ist ein 5er BMW geworden, der bei 1,5fachem Gewicht 5 Liter mehr säuft. Er bietet trotz deutlich größerer Außenmaße innen deutlich weniger Platz und obwohl "Premium" Hersteller muss er erst noch beweisen, ob man daran wirklich weniger schrauben muss. Zweifel sind angebracht...
Gruß, Godsey
