Beiträge von Traveller94

    Nissan Sunny Traveller 2.0d LX. Gekauft 1994 als Zweitwagen. Gegen den Micra K11 legte der Hund sein Veto ein. In den zurückliegenden 29 Jahren "nur" ca. 182.000 km gefahren.


    Die oben angeführten Gründe für die nicht umwerfend hohen Verkaufszahlen und dem baldigen Abschied aus dem Straßenbild entsprechen den Erfahrungen.


    Der Radstand von 2400 mm vgl. Polo III (6N/2), ein Kleinwagen. Hinten wenig Platz vor den Knien, aber enorm viel über dem Kopf. Vgl. Peugeot 206 SW. Die Radkästen ragen weit in die Sitzbank, sodass der Sunny eigentlich ein Viersitzer ist. Mit einem großen sehr gut nutzbaren Form-folgt-Funktion Kofferraum (Reserverad unter dem Kofferraumboden in einem Korb). Die 1600 l überbot meines Wissens nur der Astra F Caravan mit 1630 l. Der eine Klasse höher platzierte Peugeot 405 Break bot 1650 l.

    Der elektronikfreie filterlose 2 Liter Saugdiesel hat abgesehen von den 2 Zahnriemen ein langes stressfreies Leben. Wer ihn dennoch stresst, sieht im Rückspiegel sogleich schwarze Unmutsäußerungen. Besonders nach dem Kaltstart. Den stark ausbaufähigen Korrosionsschutz musste man auf eigene Kosten nachrüsten. Machte sich bezahlt bei den Salzorgien auf Österreichs Straßen. Wie früher üblich hält 1 Technik 3 Karosserien.


    Sunny im Jahr 2023: ein sehr exklusives Auto weit unter der Wahrnehmbarkeitsschwelle. Die großen Sprünge der Autotechnik in über 3 Jahrzehnten von A wie Abgas bis Z wie Zusammenstoß muss man konsequent ausblenden.


    Thema Werkstatt. Die Markenwerkstätten verweisen auf die großen Lücken in den Originalersatzteillisten und lehnen den Einbau von Nachbauteilen ab. Qualität nicht auf Nissan-Niveau. Die Frage nach Zeitwertreparaturen löst tagelange Lachkrämpfe aus. Die freien Werkstätten sagen mehr oder weniger höflich, sie schrauben nur an Premiumdeutschen, da an diesen in derselben Zeit deutlich mehr zu verdienen ist.

    Bleibt als Alternative zum Autoverwerter oder Afrika-Export der Weg weit aufs Land zu den ganz kleinen freien Werkstätten, die zu überschaubaren Kosten auch Nichtpremiumdeutsche am Leben erhalten. Mit MWSt. auf der Rechnung. Andernfalls wird jeder Vergleich absurd.


    Die ca. 20 Min. Lebenszeit für das verlinkte Youtube-Video kann man ohne Reue anders einsetzen. Viel Lärm, wenig Substanz, Boulevard eben.


    Natürlich hat Carlos Ghosn aus seiner Sicht keinen Fehler gemacht. Die Marke Nissan besteht weiter und er selbst ist saniert. Hohe Gewinne = hohe Boni = hohe Dividenden. That's economy, stupid. Qualität? That's marketing, stupid. Für die Hersteller zählen ausschließlich die verkauften Autos, jedes reparierte ist geschäftsschädigend, betont zynisch formuliert.

    Die anderen (japanischen) Hersteller fanden dieselben Marktbedingungen vor, auch sie mussten umdenken und teilweise Kooperationen eingehen. Darum stellt sich für mich mehr die Frage, wusste die Nissan-Führung anno 2001 nichts über die verheerenden Folgen des Wirkens vom spanischen Wundersanierer José Ignacio López de Arriortúa bei der GM-Tochter Opel?


    Mit der rumänischen Marke Dacia etablierte Renault erfolgreich das Wegwerfauto am Markt (VW traute sich das mit Škoda-Auto ab 1991 nicht). Die Kunden ergänzen es folgerichtig um die Nullwartung. Die Produktion in Billiglohnländer verlagern allein hätte den Preis nie so weit gesenkt. Dafür musste schon der ganzheitliche Rotstift her. Das sollten alle bedenken, die sich über "Made in Romania" echauffieren. Richtig ist aber, bei einem Nissan oder Renault hat derlei nichts zu suchen. Von daher hätte der Nissan NV 200 Dacia DV 200 oder Dokker 7 (Sitze) heißen müssen.


    Beispiel: Sunny Y10 in Basisausstattung (LX) 1994 ca. 175.000,- Schilling. Das sind umgerechnet ca. 12.700 Euro. Der von der Größe vergleichbare Logan MCV 2 2014 in der billigsten mit dem 75 PS dCi verfügbaren Ausstattung 10.990 Euro. Dazwischen liegen mehr als nur 20 Jahre Inflation und ein Dieselpartikelfilter.

    Das Rad der Geschichte weit zurückdrehen, erweitert den Horizont ungemein. Als Vergleichsjahr 1994 gewählt (EZ Sunny Y10). Alle Zahlen für Österreich. Quellen: Statistik Austria (1994: Zeitschrift Autorevue 3 / 1995, 2022: Fahrzeugindustrie).


    1994 / 2022

    gesamt 269.439 / 215.050 Neuzulassungen


    Nissan 10.181 (3,78 %) / 1.936 (0,9 %)

    Renault 18.376 (6,82 %) / 7.753 (3,61 %)

    Dacia k. A. / 7.678 (3,57 %)


    Opel 36.418 (13,52 %) / 5.272 (2,45 %)

    Škoda 2.449 (0,91 %) / 18.725 (8,71 %)


    Bei Škoda fand 1994 der Wechsel von Favorit / Forman (Phase 2) auf den kräftig überarbeiteten und darum umbenannten Felicia statt. Der Marktanteil mit 1 Modell in 2 Karosserieformen entspricht ziemlich genau dem von Nissan 29 Jahre später. Mit wie vielen Modellen? :mmmm:

    Opel ist 29 Jahre später hinter Dacia gefallen.

    Bemerkenswert der Aufstieg von Škoda und Dacia mit sehr unterschiedliche Strategien. Wird Dacia bald Mutter Renault überflügeln?