Der Titel sagt alles. Soeben habe ich mal ein Fax an unseren Herrn Bundesverkehrsminister geschickt. Jetzt werden mich wieder einige für bekloppt erklären.
Mir egal. Allein das Schreiben hat Spaß gemacht. Kleinere grammatikalische und sonstige Fehler bitte überlesen.
Hier der Inhalt:
ZitatAlles anzeigenSehr geehrter Herr Minister Tiefensee,
vermutlich werden Sie aus Zeitgründen dieses Fax nicht persönlich lesen können. Das ist zwar bedauerlich, aber wohl nicht zu ändern. Jedoch vertraue ich als treuer Unionswähler darauf, dass es Ihnen gelungen ist, die entscheidenden Stellen im Ministerium mit kompetenten Mitarbeitern zu besetzen, welche in der Lage sind, dieses Fax korrekt einzuordnen und mein Ansinnen wohlwollend zu prüfen.
Zum Sachverhalt:
Es geht mir darum, dass ich gerne meine eigene Verkehrssicherheit auf dem täglichen Arbeitsweg durch Nutzung eines entsprechend adäquaten Fortbewegungsmittel steigern möchte.
Hierzu müssen Sie wissen, dass ich täglich einen einfachen Arbeitsweg von 35 Kilometern, in der Summe also 70 Kilometer, bewältigen muss. Nun werden Sie mit Recht sagen: „Was geht uns das an?“ Nun, das möchte ich kurz erläutern:
Als treusorgender, aber eben nur im Bundesdurchschnitt verdienender Familienvater, sind die seit geraumer Zeit explodierenden Benzinpreise bei gleichzeitiger Kürzung der Pendlerpauschale ein Kostenfaktor, der mein Budget über die Maßen belastet. Zudem möchte ich natürlich auch durch Nutzung eines entsprechend sparsamen Verkehrsmittels die Schadstoffemissionen des von mir genutzten Fortbewegungsmittels möglichst gering halten.
Und was bietet sich da wohl an? Genau! Ein Zweirad. Auch den Öffentlichen Nahverkehr habe ich als Alternative durchaus in Erwägung gezogen, jedoch aus Kostengründen wie auch aus Gründen teilweise sehr flexibler Arbeitszeiten verwerfen müssen.
Also habe ich mir einen Motorroller zugelegt. Selbstverständlich handelt es sich hierbei um eine Maschine mit 50 Kubikzentimetern und einer bauart- und baujahrbedingten Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h. Ich will natürlich nicht verhehlen, dass die Tachonadel derselben sich bei günstigen Bedingungen (bergab, mit Rückenwind und der Polizei im Nacken) auch durchaus gerne mal zitternd der 60-km/h-Marke nähert. Ein Effekt, den die Maschine übrigens bergauf locker wieder zu kompensieren vermag.
Nun hat es Mutter Natur (oder dem lieben Gott, Allah, oder wem auch immer man die Schuld dafür in die Schuhe schieben will) gefallen, mich körperlich ein wenig überzudimensionieren. Nein, nein. Ich bin nicht dick (sieht man von einem klitzekleinen, der Kochkunst meiner wesentlich besseren Hälfte geschuldeten, Bauchansatz ab). Ich bin einfach nur lang….sehr lang…oder, um es neudeutsch zu sagen: saulang! Vom Scheitel zur Sohle (ohne vorschriftsmäßigen Helm) messe ich 202cm.
An den drolligen Anblick, den ich mit dieser Körpergröße anderen Verkehrsteilnehmern biete, habe ich mich ja nach nunmehr gut und gerne 15.000 Kilometern auf dem Gefährt gewöhnt. An die Rückenschmerzen, die mir die gebückte Haltung verursacht, möchte ich mich aber nicht gewöhnen. Zudem ist es auch nicht leicht für eine 3,6-PS-Maschine neben dem Eigengewicht von 84kg auch noch weitere 102kg (ja, ich wiege soviel) den Bad Vilbeler Berg hoch zu wuchten.
Ein noch viel größeres Problem sind jedoch die Gefahrensituationen, denen ich mich täglich mit diesem Gefährt ausgesetzt sehe. Jeder, aber auch wirklich jeder stärker motorisierte Verkehrsteilnehmer sieht sich genötigt, mich auf den unmöglichsten Streckenabschnitten meines Arbeitsweges zu überholen. Dies natürlich grundsätzlich unter Auslassung eines angemessenen Sicherheitsabstandes. So ist es – vielleicht für sie nachvollziehbar – sicher kein Vergnügen, wenn man auf der Landstraße mit einem Abstand von gerade mal 50cm von einem 40-Tonner mit Auflieger überholt zu werden, dessen Fahrer dann meistens viel zu früh wieder rechts rüber zieht und mich so in arge Bedrängnis bringt.
Jetzt werden Sie – wieder zurecht – sagen: „Dann nehmense doch ne 125er! Die schafft 100 km/h“ Ja! Würde ich gerne! Darf ich aber nicht! Meine Eltern waren partout nicht zu bewegen, mich frühzeitig genug in die Welt zu setzen, um eben jenes Gefährt mit dem alten Führerschein der Klasse 3 bewegen zu dürfen. Mein Vater ist ein durchaus weitsichtiger Mensch, jedoch war auch für ihn zu Beginn der wilden 60er (gut, er war Beamter und von daher nicht ganz so wild) der Stichtag 01.04.1980 absehbar. Und Geld für den Führerschein der Klasse 1 hatte ich als 18jähriger Gymnasiast 1984 auch nicht. Und heute ist der Führerschein der Klasse 1 für mich aus ökonomischer Sicht unerschwinglich und meine Zeit berufs- und familienbedingt sehr knapp bemessen.
Nun bin ich seit eben jenem Jahr 1984 ein innerhalb der Republik sehr weit gereister und somit erfahrener Automobilist, der mittlerweile, nicht zuletzt durch Außendiensttätigkeiten in der Vergangenheit gut und gerne an die Million Kilometer gefahren ist. Also kann ich von mir behaupten, sowohl Verkehrssituationen, als auch das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer durchaus vorausschauend einzuschätzen. Daher ist es mir unbegreiflich, warum andere Verkehrsteilnehmer, die 4 Jahre älter sind als ich, aber vielleicht weitaus weniger Fahrerfahrung als ich haben, sich ohne Probleme mit eben einer solchen 125er im Straßenverkehr bewegen dürfen, ich aber nicht.
Nehmen wir ein krasses Beispiel: Meine mittlerweile deutlich über 70jährige Beinahe-Schwiegermutter besitzt den Führerschein. Gleich bei ihrer ersten Autofahrt muss damals in den 50er Jahren etwas schiefgelaufen sein. Jedenfalls hat sie seit damals kein Kfz. mehr im öffentlichen Verkehrsraum bewegt. Und jetzt stellen Sie sich vor, die Dame durchlebt den zweiten Frühling und kommt auf die Idee: „Ich kauf mir jetzt nen Bock!“ Dann darf sie mit einer 125er fahren, ich aber immer noch nicht.
Ich schlage daher zur Lösung – vermutlich nicht nur meines Dilemmas (schauen Sie sich mal in diversen Internetforen zu diesem Thema um) vor, statt eines Stichtages andere Kriterien einzuführen:
Die Fahrerlaubnis für Leichtkrafträder bis 125ccm wird auf den normalen PKW-Führerschein ausgeweitet wenn
der Inhaber das 25. Lebensjahr vollendet hat,
der Inhaber den PKW-Führerschein seit mindestens 5 Jahren durchgängig ohne Fahrverbot besitzt und
der Inhaber den Nachweis über 2 praktische Fahrstunden in einer Fahrschule mit einem Leichtkraftrad erbringt.
Ggf. wäre ja – im Sinne der Verkehrssicherheit - auch darüber nachzudenken, dies auf Motorroller zu beschränken, die statt einer manuellen Schaltung eine Automatik besitzen.
Damit wäre gewährleistet, dass die Zahl derer, die sich benzinsparend und umweltfreundlich fortbewegen, ohne Sicherheitseinbußen massiv gesteigert werden könnte, da neben mir (hier weise ich erneut auf die diesbezüglicen Internetforen hin) noch Tausende anderer in den Startlöchern stehen dürften, die dann auch auf ein solches Gefährt umstiegen.
Mein Vorschlag dürfte übrigens logisch erscheinen, wenn man bedenkt, dass ich ohne weiteres LKW bis 7,5 Tonnen oder hochgezüchtete PKW mit PS-Zahlen deutlich jenseits der 500er-Marke fahren darf (Letztere untersagt mir leider meine familieninterne Finanzministerum mit Hinweis auf die angspannte Haushaltslage).
Diese Kriterien sind natürlich nur als Vorschläge zu sehen, die dann sicherlich von diversen Rechtsexperten geprüft und in einen entsprechenden Verordnungs- oder Gesetzesvorschlag gefasst werden müssten.
Meine humoristischen Formulierungen mögen Sie mir bitte verzeihen, aber ich dachte mir, damit würde ich mich prima in die Spaßeinlagen einreihen, die Ihr sozialdemokratischer Koalitionspartner in diesem Sommer so punktgenau zu inszenieren wusste. Allerdings bitte ich Sie dennoch, mich und mein Anliegen ernster zu nehmen, als ich es die SPD derzeit kann.
In der Hoffnung auf Ihr Verständnis und in gewaltiger Vorfreude auf künftig möglichst schmerz- und gefahrenfreie Arbeitswege verbleibe ich
Mit freundlichen Grüßen
:D:D:D