Gewerkschaften zerschlagen, Betriebsräte stärken

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 1.494 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von YETI.

  • Angesichts des aktuellen Lokführerstreiks stelle ich mir ernsthaft die Frage, ob wir überhaupt noch Gewerkschaften in der aktuellen Form brauchen.


    Entweder sind es riesige Moloche wie Ver.di, IG-Metall und der DGB, in denen die Bosse selbst soweit von der Basis entfernt sind, wie die Erde von Alpha Zentauri, oder so kleine Kaspervereine wie die GDL, deren Chefs gerne so toll wie die der großen wären.


    Wenn ich Leute wie Schell und Bsirske (den Altkommunisten) sehe, kriege ich das kotzen.


    Meiner Meinung nach gehören die großen Gewerkschaften zerschlagen.


    1. Sie sind nicht in der Lage, regionale Gegebenheiten zu berücksichtigen und wollen das auch nicht (Beispiel: Beim letzten Metallerstreik wurden Streikposten aus dem Westen eingeflogen, um einen Betrieb im Osten, der über einen eigenen - mit dem Betriebsrat ausgehandelten Tarifvertrag verfügte - zu bestreiken, weil dessen Arbeiter nicht streiken wollten)


    2. Die Macht der Betriebsräte muß gestärkt werden. Sie müssen in die Lage vesetzt werden, unternehmensintern Tarifverträge auszuhandeln. Nur so können die Belange sowohl der Basis, als auch der Unternehmen wirklich gegeneinander abgewogen werden. Das sollte zumindest in Großkonzernen machbar sein.


    3. Das Argument "Arbeitsrechtsschutz" zieht nicht. Den hat sowieso jeder 2. Deutsche im Rahmen einer normalen Rechtschutzversicherung abgesichert.


    4. Es kann nicht sein, dass - wie im vorliegenden Fall - eine kleine Minderheit (keine 3% aller Arbeitnehmer der Bahn sind Lokführer), die aber an Schlüsselstellen sitzt, ein Unternehmen lahmlegt, dessen Funktionstüchtigkeit in Zeiten von "Just-in-time-Produktionen" einen Großteil der gesamten Volkswirtschaft ausmacht. Der Egoismus dieser Minderheit geht nämlich auf Kosten kleiner und mittelständischer Unternehmen, die ggf. wegen Lieferschwierigkeiten hohe Verluste einfahren und kostet somit vermutlich einige Arbeitsplätze Unbeteiligter.

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    "Leuten bei einer Dinner-Party zu erzählen, dass du einen Nissan Almera fährst, ist ungefähr so, als würdest du ihnen sagen, dass du Ebola hast und gleich niesen musst."
    Jeremy Clarkson, Top Gear

    2 Mal editiert, zuletzt von YETI ()

  • Bei uns gibt es weder noch...kein Betriebsrat...keine Gewerkschaft.
    Hier wird gearbeitet wie vor 100 Jahren.
    Wer gute Arbeit leistet, hat nichts zu befürchten.....
    ....wir haben 14 volle Gehälter.....
    ...Gewinnbeteiligung.....
    ....Arbeitszeiten existieren nur auf dem Papier, sprich: totaaaaal flexibel.
    ....unfgähige & arbeitsscheue Mitarbeiter müssen nicht lange "miternährt" werden.


    Und weisst was? Ich fühle mich hier sauwohl & kann mich voll mit meinem Unternehmen identifizieren.
    Überstunden? ...kein Problem, mache ich gerne & ohne Diskussion, denn schliesslich sehe ich das Ergebnis nicht nur in der Lohntüte, sondern auch an den Umsatzzahlen.


    Im vorherigen Betrieb gab es Betriebsrat & Gwerkschaft.....geh forrrrt.


    So und nun prügelt auf mich ein.
    Ich habe fertig :perfekt:


  • Bei uns bin ich meine eigene Gewerkschaft. :D


    Zum Glück sind wir nur zu dritt. Cheffe, Kollegin und ich! Da brauchen wir derlei Mumpitz nicht.

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    "Leuten bei einer Dinner-Party zu erzählen, dass du einen Nissan Almera fährst, ist ungefähr so, als würdest du ihnen sagen, dass du Ebola hast und gleich niesen musst."
    Jeremy Clarkson, Top Gear

  • Zitat

    Original von Doc Croc
    Bei uns gibt es weder noch...kein Betriebsrat...keine Gewerkschaft.


    dto.

    N15 GTI - 196.092 km - EZ 01/98 - abgemeldet 24.07.08


    "wenn man nicht die Fresse halten kann, einfach mal Ahnung haben!"

  • Betriebsräte alleine können oft nicht so viel ausrichten.


    Gewerkschaften sind gut, wenn es um allgemeinverbindliche Vereinbarungen geht!


    Ganz ohne geht imho in der freien Marktwirtschaft nicht, da sonst der Arbeiter hinten runter fällt!

  • Ich bin bewußt nicht bei ver.di -> Sie haben mir meine kleine heimelige HBV damals genommen. Das nehme ich denen immer noch übel.


    Grundsätzlich bin ich aber schon für einie gewisse Form der Arbeitnehmervertretung. So ganz ohne Interessenvertreter wird es in vielen großen Unternehmen auch nicht funktionieren. Stellt euch nur mal vor, bei einem großen Versicherungskonzern mit 3.000 Mitarbeitern will jeder sein Gehalt selber mit dem Chef verhandeln. Der hat sicher besseres zu tun.


    Auf der anderen Seite muss es aber auch eine Möglichkeit geben, solch selbstherrliche Typen wie einem Herr Schell z.B. die Flügel zu stutzen.


  • Ja dann brauch man sich eigentlich zu dem Thema nicht äussern... wenn man damit nichts zu tun hat. :stichel:


    Haben bei den letzten Tarifverhandlungen über die IG Metall einen 1700 Mann Betrieb 2 Tage lahm gelegt um unsere Forderungen durchzukriegen und das Ergebnis war eigentlich trotzdem lächerlich. Aber ich möchte mir nicht vorstellen wie es ohne Gewerkschaften abliefe, die Firmen würden ja machen was sie wollen und wir dürften dann vielleicht alle für 800,- Euro Arbeiten gehen oder weniger.

  • Stoho und Guide:


    Natürlich geht das nicht ohne eine massive Stärkung der Betriebsräte. Ich würde die Gewerkschaften nie ersatzlos zerschalgen wollen. Allerdings erweisen sie sich in den letzten Jahren massiv als Krebsgeschwür am Arsch der deutschen Wirtschaft. Machen wir uns doch nichts vor:


    Die kleinen und mittelständischen Betriebe sind zu einem Großteil garnicht in Arbeitgeberverbänden organisiert und somit auch nicht an Tarifverträge gebunden. Die orientieren sich zwar daran, mehr aber auch nicht. Lustigerweise zahlen aber gerade diese Unternehmen oftmals übertariflich.


    Und ich behaupte: Z.B. in einer Versicherung mit 3.000 Arbeitnehmern kann ein gestärkter Betriebsrat mit entsprechenden gesetzlich vorgegebenen Vollmachten weit mehr ausrichten, als eine Gewerkschaft. Hier säßen dann nämlich auf beiden Seiten Verhandlungsführer am Tisch, die die regionalen und unternehmensinternen Gegebenheiten und Notwendigkeiten kennen.


    Merke: Was bei Porsche funktioniert, muß bei VW noch lange nicht richtig sein.


    Die Tarifautonomie gehört in die Betriebe und nicht in die Hände von Leuten wie Schell und Bsirske, die beide nur ihrer persönlichen Eitelkeit frönen.


    Stoho: HBV und DAG haben sich aber seinerzeit in der Finanzbranche munter Hahnekämpfe wie GDL, Transnet und GDBA geliefert.


    Und ich kann mich an meine Zeit in der Bank erinnern: Die HBV stellte überzogene Forderungen und erreichte in den Verhandlungen nicht einmal einen Bruchteil dessen, weil die Banker sich beharrlich weigerten, zu streiken. :D

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    "Leuten bei einer Dinner-Party zu erzählen, dass du einen Nissan Almera fährst, ist ungefähr so, als würdest du ihnen sagen, dass du Ebola hast und gleich niesen musst."
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    Einmal editiert, zuletzt von YETI ()

  • Zitat

    Original von moxon
    Aber nicht jede FIrma lässt Betriebsräte zu bsp. die großen burgerbrater autovermieter discounter etc....


    Falsch! Die haben alle Betriebsräte, bzw. müßten die zulassen, wenn die Arbeitnehmer dies verlangen.


    Gem. Betriebsverfassungsgesetz muß die Firma einen Betriebsrat ab einer Mitarbeiterzahl von 5 ständigen wahlberechtigten Arbeitnehmern, von denen wiederum 3 wählbar sind, zulassen.


    http://bundesrecht.juris.de/betrvg/__1.html

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    "Leuten bei einer Dinner-Party zu erzählen, dass du einen Nissan Almera fährst, ist ungefähr so, als würdest du ihnen sagen, dass du Ebola hast und gleich niesen musst."
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  • Nicht wenige Firmen sind aber dafür bekannt aktiv die Bildung von Betriebsräten zu verhindern, mit nicht immer ganz feinen Methoden.

    "Der macht nur 160 Sachen, da schalte ich bei meinem gerade mal in den Ersten."

  • Richtig - In Hamburg wurde grade erst unter großem Presseecho der erste (ERSTE!!!) Betriebsrat in einer Lidl-Filiale gewählt.


    Nicht umsonst kämpft ver.di dort mit harten Bandagen: http://lidl.verdi.de/

  • Zitat

    Original von Guide


    Ja dann brauch man sich eigentlich zu dem Thema nicht äussern... wenn man damit nichts zu tun hat. :stichel:


    Sorry, ich habe beide Seiten kennengelernt. ...lesen! :stichel:
    In grossen Firmen ist ein Betriebsrat/Gewerkschaft teils wirklich unverzichtbar.
    Aber im gesunden Mittelstand sind sie m.M. überflüssig, wie das berühmte Geschwür.

  • Also ich bin der Meinung, daß man die Gewerkschaften nicht zerschlagen sollte.


    Ein Einzelner, oder ein BR-Gremium kann nie so großen Druck auf einen Arbeitgeber ausüben wie eine Gemeinschaft. Ich bin auch Gewerkschaftsmitglied (IG Berbau Chemie Energie). Dort läuft bisweilen alles recht ordentlich und vernünftig. Als BR kann man sich dort Rat und rechtliche Unterstützung für Verhandlungen mit dem AG oder Probleme verschiedenster Art holen.
    Zudem bieten sie recht interessante Fortbildungen an, wo man besser über seine Rechte als MA bzw. über die Rechte des Gremiums, welches die MA vertritt, aufgeklärt wird.


    Gerade in Zeiten wie dieser, wo Ausgliederungen und Kündigungen an der Tagesordnung sind, braucht man einen starken Partner im Rücken. Bei uns am Standort führen wir im Moment mit Unterstützung der Gewerkschaft Verhandlung zur Überleitungsvereinbarung für einen ausgegliederten Betrieb. Ich für mich kann sagen, daß ich froh bin, daß uns die Gewerkschaft dabei unterstüzt.

    Theorie ist, wenn man weiß, wie es funktionieren soll, aber es geht trotzdem nicht. Praxis ist, wenn es funktioniert, aber keiner weiß, warum. Bei uns ist beides vereint: Nichts geht, und keiner weiß warum!

  • Zitat

    Original von Doc Croc

    Zitat

    Original von Guide


    Ja dann brauch man sich eigentlich zu dem Thema nicht äussern... wenn man damit nichts zu tun hat. :stichel:


    Sorry, ich habe beide Seiten kennengelernt. ...lesen! :stichel:
    In grossen Firmen ist ein Betriebsrat/Gewerkschaft teils wirklich unverzichtbar.
    Aber im gesunden Mittelstand sind sie m.M. überflüssig, wie das berühmte Geschwür.


    In der Bank, in der ich seinerzeit war, hat der Betriebsrat einmal im Jahr was zu tun gehabt, wenn er das große Saufgelage beim Betriebsausflug organisieren mußte. Mehr nicht.

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    "Leuten bei einer Dinner-Party zu erzählen, dass du einen Nissan Almera fährst, ist ungefähr so, als würdest du ihnen sagen, dass du Ebola hast und gleich niesen musst."
    Jeremy Clarkson, Top Gear

  • Es ist, glaub ich, auch davon abhängig zu machen, wo jemand grade beschäftigt ist.
    Ok, vielleicht habe ich wirklich das Glück, in einem Unternehmen beschäftigt zu sein, welches mehr als Mitarbeiterfreundlich ist.

  • Zitat

    Original von Doc Croc

    Zitat

    Original von Guide


    Ja dann brauch man sich eigentlich zu dem Thema nicht äussern... wenn man damit nichts zu tun hat. :stichel:


    Sorry, ich habe beide Seiten kennengelernt. ...lesen! :stichel:
    In grossen Firmen ist ein Betriebsrat/Gewerkschaft teils wirklich unverzichtbar.
    Aber im gesunden Mittelstand sind sie m.M. überflüssig, wie das berühmte Geschwür.


    Das ging auch an YETI :stichel: :stichel:


  • Ich habe in mehreren Firmen mit Betriebsräten gearbeitet. Und diese ist die erste ohne.


    Und es ist die Beste! :D

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    "Leuten bei einer Dinner-Party zu erzählen, dass du einen Nissan Almera fährst, ist ungefähr so, als würdest du ihnen sagen, dass du Ebola hast und gleich niesen musst."
    Jeremy Clarkson, Top Gear