Nissan Almera Tino

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  • Hallo zusammen,


    ich habe mir vor ziemlich genau 2 Wochen einen Almera Tino gekauft. Deshalb wollte ich mich eben mal vorstellen.


    Mein Auto:
    BJ: 2003 aber Vor-Facelift
    Motor: 114 PS Benziner


    Extras - praktisch keine


    KM: 121.500


    Vor mir Erstbesitz mit durchgehender Wartung, wenn auch nicht bei Nissan selber.
    Neues Getriebe und Kupplung bei ca. 100.000km.
    Getriebe ist trotzdem nicht das gelbe vom Ei, muss man ganz shcön drin rühren und kratzt leicht hin und wieder.


    Was hab ich bisher gemacht:


    - Einfüllstutzen vom Wischwasserbehälter erneuert
    - Zentralveriegelung an einem Schlüssel erneuert - Ziemlich teuer, aber nach dem ich keinen Bock hatte die ganze Zeit ums Auto zu laufen.
    - Einen Hebel zum Klappen der Rücksitze erneuert. War gebrochen.
    - Plastikwanne für den Kofferraum besorgt.
    - Radio gegen Zubehörgerät getauscht.


    Ausstehend:


    - Spasshalber noch mal ein Netz und ein Körbchen besorgen, weil die fehlen.
    - Evtl. Tische erneuern, weil auch die Plaste gebrochen ist.


    Bin ansonsten ziemlich zufrieden. Nur der Verbrauch (hatte davor ein Auto mit LPG) tut noch weh.


    Grüße an alle!

  • Was also bringt einen dazu einen Nissan Almera Tino zu kaufen?



    Der Nissan Almera Tino wurde von 2000 bis 2006 in Deutschland verkauft. 2003 erfolgte ein mildes Facelift. Mein Almera gehört der ersten Generation an und ist ein 1,8 Liter Benziner mit einer Leistung von 114PS. Damit darf er getrost als untermotorisiert gelten. Denn der 4 Zylinder stemmt sich gegen 1,4 Tonnen Lebendgewicht und das Design einer Schrankwand. Ein Dinosaurier Ei auf 4 Rädern. Und wenn man ehrlich ist, fährt er sich auch so. Die Kompaktwagen-Gene des Almera werden hier mit den Gewichtsanforderungen eines Vans kombiniert. Damit sind so gut wie alle Fahrwerkskomponenten restlos überfordert. Hängerziehen ist auch nicht die Domäne des Wagens. Da hielt mich jedoch nicht davon ab eine Anhängerkupplung nachzurüsten, weil für 2 Motorräder ist die Zuglast ausreichend.


    Zurück zur Ausgangsfrage, warum also?


    Weil er ein Vergessener auf dem Gebrauchtmarkt ist. Er kommt aus einer Zeit, in der die japanischen Tugenden der europäischen Konkurrenz das Fürchten lehrten. So unauffällig der Almera Tino äußerlich auch ist, so anspruchslos ist er. Eine liebe Freundin fährt ihren Almera (N16) heute noch als Winterauto. Davor übernommen vom Vater und damit durchs Studium. Als ich vor ein paar Jahren diesen auf der Hebebühne gesehen habe, war er rundum gesund, kein Anzeichen von Rost, keine Beschwerden und Alterungserscheinungen. Im Gegensatz zu dem Lupo den ich damals fuhr. Und das Baujahr war das Selbe. Als ich mich auf die Suche nach einem neuen Begleiter im Alltag machte, habe ich mich genau daran erinnert.


    Schnell ein paar Angebote im Internet geprüft:


    - Diesel? Fällt aus. Da die Angebote mit Rußpartikelfilter selten und teuer sind. Und dieser muss nachgerüstet sein, will man eine grüne Plakette. Außerdem stammt das Triebwerk von Renault.
    - 2.0 Liter 136PS CVT? Stufenlose Automatikgetriebe sind in der Theorie eine faszinierende Idee. Wer den Gummibandeffekt schon mal in echt erfahren hat, ist davon nachhaltig geheilt. Das [lexicon]CVT[/lexicon] unterstützt dabei feinsinnig den Eindruck des Steuermanns, dass im Tino Treibstoff wirkungsvoll in Geräusch umgesetzt wird, nicht aber merklich in Beschleunigung. Und die Wandlerautomatik die zum Schluss kam schafft nur die EU3 Norm.
    - 116 oder 114 PS? Geschenkt. Weder 01, Liter weniger Verbrauch noch die leichten optischen Retuschen des Facelifts fallen ins Gewicht.


    Worauf ich diesmal jedoch achtete waren Service und seriöser Vorbesitz. So kam es, dass ich meinen Almera in Langenfeld fand mit Erstbesitz, durchgehender Wartungshistorie, 8-fach bereift mit Alus und ca. 120.000 km Laufleistung. Ausstattung ist erwartungsgemäß komplett mit CD-Radio, 4-fach [lexicon]EFH[/lexicon], Klimaanlage und [lexicon]ABS[/lexicon]. Man wurde sich bei 2300 Euro handelseinig. Auch hier wieder einer der Vorteile eines der Autos, die unter dem Radar des Standardgebrauchtwagenkäufers fliegen. Ein vergleichbarer Ford Fiesta oder VW Golf würde deutlich mehr kosten. Zumal ich kein begnadeter Händler bin und ich nachts nicht mehr schlafen kann wenn ich mich wie auf dem Basar aufführe beim Autokauf. Leben und leben lassen.


    Der Tino gehört nun seit einem Monat zur Familie und er wächst mir jeden Tag mehr ans Herz. Es ist ein Auto, dessen Qualitäten sich Einem langsam offenbaren. Im Alltag gefallen die hohe Sitzposition, die schnell ansprechende Heizung und Goodies wie eine Lenkradfernbedienung fürs Radio. Diese habe ich eingebüßt, da ich das eher schlechte Werks CD-Radio (Kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal eine CD gekauft oder gebrannt habe), gegen ein DAB+ Radio mit Freisprechanlage fürs Handy getauscht habe (Danke Lufthansa fürs rumfliegen).


    Des Weiteren begeistern die vielen Ablagemöglichkeiten im Innenraum. Angefangen beim Sonnenbrillenfach im Dachhimmel bis hin zu den Schubladen unter den Frontsitzen. Diese sind aus Stoff und fast Französisch bequem, aber auf langen Strecken nicht straff genug. Auch hätte ich mir eine Lordosenstütze gewünscht. In den höheren Ausstattungsvarianten gab es übrigens Teilleder mit Alcantara Mittelbezug. An den Frontsitzen sind Klapptische angebracht, die sich für die hinteren Passagiere als Ablage oder Getränkehalter verwenden lassen. Allerdings schränkt dass das Raumgefühl der ohnehin schon recht beengt sitzenden Passagiere hinten nochmals ein. Hier merkt man, dass der Almera auf der Plattform des kleinen Bruders aufbaut.
    Aber zurück zu den Stärken des Konzepts und damit zu seiner Variabilität. Der Almera Tino besitzt serienmäßig eine drei-geteilte Rücksitzbank, deren Stühle sich einzeln verschieben lassen. Der Mittelsitz lässt sich einzeln umklappen und dient als Tisch, inklusive Cupholder. Oder man nimmt den Mittelsitz komplett aus dem Auto. Dies ermöglicht einem auch die eingeschränkte Beinfreiheit hinten zu eliminieren. Denn ist der Mittelsitz draußen, können die beiden äußeren Sitze nach hinten innen versetzt werden. Der so zum Viersitzer mutierte Tino bietet dann auch vier Erwachsenen ausreichend Platz für lange Autobahnetappen. Bei Bedarf lassen sich alle Rücksitze komplett rausnehmen und machen so aus einem Van einen Umzugshelfer. Das einzige Ärgernis dabei sind die kompliziert geführten hinteren Gurte, die extra noch entsichertwerden müssen. Das ist bei einem Mitsubishi Colt doch wesentlich einfacher gewesen. Dafür sind die Sitze um einiges leichter im Tino.


    Als besonderer Clou entpuppen sich die beiden Bodenfächer im Fußraum der Rücksitze. Von außen nicht einsehbar, dienen sie als Aufbewahrungsfach für allerlei Krimskrams oder Spielsachen der Kinder. Besonders liebenswert dabei, der integrierte Einkaufskorb auf der linken Seite.


    Manch einer liest und denkt sich jetzt: Ein Pampersbomber. Etwa genauso so manövrierfähig ist dieser Minivan auch. Ich schreibe bewusst Minivan, da im Gegensatz zu einem vergleichbar großen Touran oder dem etwas kompakteren Spacestar von Mitsubishi fährt sich der Almera Tino auch wie ein Bus. Zieht man den unverhältnismäßig großen Wendekreis hinzu, wird daraus sogar ein Omnibus. Passend dazu ragt aus der Mittelkonsole ein Schaltstock heraus, der einem Hengst zum Gemächt reichen würde. Überhaupt scheint das Getriebe eine große Schwäche zu sein. Das Internet weiß, dass der Diesel mit seinem Drehmoment das Getriebe auf Dauer zerstört und auch mein Tino hat schon ein Austauschgetriebe und eine neue Kupplung. Das unpräzise, ausgelutschte Gefühl beim Schalten lässt mich allerdings daran zweifeln, dass dieses Thema nun für den Rest des Autolebens beendet ist.


    Im Gegensatz dazu ist Kurvenfahren zwar nicht die Domäne, aber es gelingt jederzeit sicher und gutmütig. Der Grenzbereich ist erstaunlich weit oben angesiedelt. Man selbst schiebt schneller über die Seitenwange des Sitzes als der Wagen über die Vorderräder nach außen. Später gab es eine [lexicon]ESP[/lexicon] zu den stärkeren Motoren, aber der Nissan verleitet einen nie dazu in Bereiche vorzudringen, in denen auch nur annähernd ein Eingreifen erforderlich wäre.
    Hat man sich nun also damit abgefunden, dass Kurven nichtder primäre Einsatzzweck sind, richtet man sich auf die Verbindung derer. Auf der Geraden, sollte sie denn auch unbeschränkt sein und auf den Namen Autobahn hören, gilt man im Almera Tino als Nutzer zweiter Klasse. Und dies nicht ganz zu Unrecht. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von nur 173 km/h wird man auf der linken Spur nur allzu oft belächelt und auch die Zeit die man bis dorthin benötigt, wird einem vom deutschen Mittelständler, der von hinten mit seinen 4 Ringen kommt, nicht gegönnt. Also reiht man sich wieder brav auf der rechten Spur ein und verfällt auf einen Geschwindigkeitskorridor, dessen oberes Ende von der Richtgeschwindigkeit vorgegeben ist. Und ehrlich gesagt ist das auch gut so, denn ab 120 km/h schwingen sich die Windgeräusche zu ungeahnter Lautstärke auf und man ist gezwungen diese mit dem reinen Klang des DAB+ Radios zu kompensieren. Unterm Strich rauschen nicht mehr die Radiosender, aber dafür das Auto.
    Belohnt wird man dafür dann auch und zwar an der nächsten Zapfsäule. Horrorgeschichten von 9-10 Litern Verbrauch kann man in den Foren und Tests zum Almera Tino lesen. Mit meinem Auto nachvollzogen habe ich diese jedoch noch nicht. Bei mir laufen aktuell ca. 7,5 Liter Superbenzin durch. Und das ist auch gut so, denn verbrauchshemmende Maßnahmen à la LPG verträgt der Motor nicht. Er gilt in LPG Kreisen als nicht "gasfest" und es wird von einer Umrüstung abgeraten. Schade, denn ansonsten ist der Motor robust und wartungsarm durch Steuerkette statt Zahnriemen.


    Unterm Strich ist der Almera Tino damit der ideale Begleiter für alle, die einen genügsamen, zuverlässigen Wagen suchen, der mit den Abmaßen eines Golfs volle Variabilität und großzügige Raumverhältnisse nutzen wollen. Abstand nehmen sollten all diejenigen, die auch nur die leichtesten sportlichen Ambitionen haben oder auf Image wertlegen.


    Fun Facts:
    - Interne Bezeichnung des Tino ist [lexicon]V10[/lexicon]. Das wären aber auch schon alle Gemeinsamkeiten mit jedem anderen [lexicon]V10[/lexicon] da draußen.
    - Für kurze Zeit und auf 190 Fahrzeuge limitiert gab es ein Faltdach, das über die gesamte Fahrzeuglänge ging und den Tino zum Familiencabrio machte.
    - Es ist der einzige Wagen den ich kenne, bei dem der gleichstarke Selbstzünder schneller auf 100 km/h beschleunigt wie der Benziner.

  • moin,


    ich hoff für dich, das die kette und umgebung bei 136000km (wie bei mir) dir erspart bleibt!!

  • Genausoeinen hatte meine Mutter damals auch (allerdings Sondermodell "Fresh" mit CD-Wechsler und Teilleder). Ist bei knapp 90.000km nach 8 Jahren mit kapitalem Motorschaden in die ewigen Jagdgründe eingegangen. Fing bei 30.000 an Öl zu fressen, wurde dann bei ca. 40-45.000 beim Nissanmann instandgesetzt, fing aber bei 70.000 wieder an, wurde dann aber nix mehr dran gemacht.
    Ich mochte das Auto nie. Das Fahrgefühl eines Ozeandampfers, Die komplett gefühllose Lenkung und Schaltung und die nicht vorhandene Leistung. Wenn man sich dann traute, mal einen Überholversuch zu verseuchen, hing man auf Höhe des zu Überholenden im Drehzahlbegrenzer :rolleyes:
    Außerdem gefiel mir der Innenraum überhaupt nicht und die Sitzposition fand ich auch mehr als unbequem.
    Aber wenn dir das ding gefällt, Viel Spaß damit :Bier:
    [lexicon]btw[/lexicon], wo in Köln biste her?

    Ich bin ein Supermod im Board, ein toller Typ!

  • [ironie on]
    Einer der sich freiwillig nen [lexicon]V10[/lexicon] kauft kann nur aus Ostheim kommen :D
    [ironie off]

  • So beschissen der Tino optisch daherkommt, so genial ist sein Platzangebot (mbMn). Ich war mal im Urlaub mit so nem Teil, 114 PS Diesel - Das war dann auch vom Durchzug her OK. Klar, der 1.8er Benziner ist überfordert mit dem riesigen Dino-Ei :D

  • Andererseits, nen V10 mit 1,8er Maschine.... So viel Mut verdient Respekt! :D das schafft man sonst nur mit CD20T in nem WP :D