Als Fahrer einer im Vergleich leichten Wohnkabine (Four Wheel Popup) auf einem Navara D401 King Cab habe ich folgende Anmerkungen:
1. Die Herstellerangaben bei Wohnkabinen beziehen sich immer auf die Basisausstattung. Da kommt noch ziemlich viel drauf, weil selbst eine Markise oder eine Solaranlage nicht zur Basisausstattung gehört. Seriöse Wohnkabinenhersteller sollten die Massen der Sonderausstattung, die zusätzlich benötigt wird, um überhaupt eine Wohnkabine sinnvoll benutzen zu können, schon den Kaufinteressenten genau mitteilen. Wenn der Hersteller 650kg Basisgewicht angibt, geh mal von 750kg Grundgewicht aus. Dazu noch Bettwäsche, Campingmöbel, Kochtöpfe, Kücheneinrichtung, Wasservorrat und Abwasser, 11kg Gas plus Flasche, Lebensmittel, Getränke, Kleidung und der ganze andere Kram, den man so mitschleppt. Gewicht von Fahrer und Mitfahrer nicht vergessen.
Und noch was, je nach Ausstattung kann der Pickup auch schnell 100kg mehr wiegen, als im Prospekt. Daher unbedingt die realen Achslasten und das Leergewicht mit vollem Tank nachmessen.
2. Die EU Pickups mit Zuladung von 1t und mehr werden so angeboten, weil sich die Kunden das toll finden. Keiner der aktuellen PU ist aber mit seinem zulässigen Gesamtgewicht und den zulässigen Achslasten dauerhaft gut zu fahren. Die meisten sind auf komfortables Fahren bis 300/400 kg Zuladung optimiert und drücken heftig auf die Federn, wenn die Last größer wird. Dazu kommt, dass die PU Hersteller nicht von 2m hohen, 2,30m breiten und 1m hinten überhängenden Aufbauten ausgehen, sondern von Lasten, die flach auf der Pritsche liegen, vielleicht noch etwas über den Pritschenrand rausragen. Eine Palette Fliesen oder ein paar Fässer, etliche Sack Zement, .....
Durch die Wohnkabine wird der Schwerpunkt des Fahrzeugs weit nach oben und weit hinter die Hinterachse verlegt. Wer dann noch Fahrräder oder Gepäckboxen hinten an die Kabine hängen will, hat auch damit schnell 50 bis 150kg zusätzliche Last mit einem sehr langen Hebelarm installiert.
Du musst unterscheiden zwischen statischer und dynamischer Belastung. Beim Messen im Stand mag alles noch so eben passen, spätestens ab 60 km/h spürst du die dynamische Belastung deutlich und je schneller du fährst, desto stärker wackelt und schwankt die Kombination um alle Achsen, schaukelt sich auf zu Nick- und Rollbewegungen.
3. Da man die Wohnkabine meist nicht dauerhaft auf dem Pickup lassen will, werden gerne zusätzliche Luftfedern an der Hinterachse verbaut. Die pumpt man bei Bedarf auf und stellt den PU so wieder in die Waagerechte. Bei Fahrzeugen mit Blattfedern kein Problem. Der Navara mit Schraubenfedern ist noch relativ neu auf dem Markt. Ich würde nach VB Semiair und Goldschmidt Luftfedern suchen, aber nur mit Gutachten kaufen.
4. Andere Stoßdämpfer werden dann auch ein Thema. Profender sind auch in eingebautem Zustand einstellbar und einige Wohnkabinenfreunde sind damit recht zufrieden.
Falls du für den Kabinentransport auf 3,5t auflasten musst, wirst du vermutlich auch tragfähigere Felgen benötigen.
Und komme bitte nicht auf die Idee, zum Ausgleich der extremen Hecklast vorne eine 50kg Winde ans Fahrzeug zu schrauben. Die bringt zwar die vorderen Räder wieder auf die Straße, aber das Fahrverhalten wird dadurch nicht wirklich besser.
Ich kenne viele, die ihre Pickups mit großen und schweren Wohnkabinen bis an die Grenze belasten, trotz der vielen Einschränkungen bei Fahrkomfort und Fahrsicherheit. Die müssen dann sehr angepasst fahren. Wer sich des Risikos jederzeit bewusst ist, kann trotzdem auch mit einer großen und schweren Kabine auf einem Midsize Pickup glücklich sein. Aber ich bin der Meinung, dass Wohnkabinen, die leer mehr als 550kg und reisefertig gepackt mehr als 750 bis 800kg wiegen, besser auf US Fullsize Pickups oder auf Kurzhauber Transportern wie dem VW T5/6, dem Transit oder ähnlich aufbauen sollten.
Hier mal ein Link:
http://www.explorermagazin.de/fahrzexp/pumurmel.htm
Das Wohnkabinenforum wurde ja schon weiter oben verlinkt, da findest du wehr viel auch zu einzelnen Wohnkabinen, ihren Herstellern, Rahmenbrüchen usw.
Bernhard