Solange wirtschaftlich gesehen alles passt, ist es Okay.
Hi sus,
ich rechne auf mehrere verschiedene Arten.
1. Die privatwirtschaftliche Rechnung
Privatwirtschaftlich rechne ich in Eigenwährung (Eigenleistung, kann/darf ich selbst herstellen) und Fremdwährung (Euro, kann/darf ich nicht selbst herstellen).
Ich nehm mal den K11er von meinem Profilbild als Beispiel. Den hab ich im April 2007 um 700 € als wirtschaftlichen Totalschaden (leichter Unfall vorn rechts) gekauft. Technisch war er top incl. kürzlich durchgeführtem Kundendienst, HU und Winterreifen. Der Reparaturaufwand waren weniger als 100 € Material und alles in allem etwa zwei Tage Arbeit. Ich muss dabei dazusagen, dass es nur eine "technische" Reparatur war - also ausrichten, Rostschutz, betriebs- und verkehrsicher machen. Die Optik war und ist mir ausgesprochen egal. Wenn ich damit fahre, dann sitz ich ja drin und seh das Auto nicht von aussen . Und wer ihn nicht schön findet, soll einfach woanders hinschauen - ich find die meisten neueren Autos auch nicht schön. Somit hatte ich als Gestehungspreis ca. 800 € (Fremdwährung) und zwei Tage Arbeit (Eigenwährung). Die Nutzungsdauerverlängerung beträgt bis jetzt 11 Jahre. Um die zu erreichen hab ich insgesamt über diese 11 Jahre gesehen geschätzt 1Tag Arbeit/Jahr und etwa weitere 200 € Material in die Rostsanierung investiert. Dieser Micra ist der Versuchsträger für die Hohlraumkonservierung mit (gebrauchtem) Getriebeöl - bei MikeSanders o.ä. wärens etwas höhere Materialkosten .
Wenn ich als durchschnittlichen Wertverlust bei einem neueren Auto dieser Fahrzeugklasse mal sparsame 500 €/Jahr annehme, dann wären das in dieser Zeit 5.500 € gewesen.
Meine privatwirtschaftliche Rechnung sieht demnach so aus:
5.500 € - 800 € - 200 € = 4.500 €.
Ich finde, dass meine Eigenleistung von insgesamt 13 Tagen damit gut bezahlt ist. Zumindest hatte und hab ich keine Gelegenheit, in 13 Tagen mit einer anderen Tätigkeit 4.500 € netto zu verdienen . Und dabei ist noch nicht mal eingerechnet, dass ich schon vorgearbeitet hab - denn das Auto hat jetzt eine neue HU bis 7/2020 und ist nach meiner Einschätzung nur mit etwas Pflege noch für 2 weitere HUs ohne grösseren (Rost)Sanierungsaufwand fit.
Die normalen Wartungsarbeiten und Verschleissreparaturen sind dabei übrigens weder in Fremdwährung noch von der Eigenleistung her eingerechnet - denn die hab ich ja bei jedem Auto.
Wenn ich jetzt noch einen Mehrverbrauch von 1 Liter/100 km berücksichtige, den ich gegenüber einem neueren Auto in dieser Zeit gehabt hab, dann macht das bei meiner Jahresfahrleistung von etwa 6000 km rechnerisch 60 l/Jahr - also auf 11 Jahre gerechnet 660 Liter = knappe 1000 € zusätzliche Spritkosten. Dann bin ich immer noch mit 3.500 € im Plus. Wobei die neueren Autos - nach allem, was ich so höre - nicht wirklich weniger brauchen. Ist auch kein Wunder bei dem Speck, den sie inzwischen angesetzt haben. Der aktuelle Smat Fortwo fängt mit 880 kg überhaupt erst an und ist damit schon ein bis zwei Zentner schwerer als meine Micras (je nach Ausstattung).
2. Die Energierechnung:
Bei der Herstellung eines Autos werden enorme Mengen an Energie verbraucht (sog. "Graue Energie"). Das ist jetzt eine etwas heikle Rechnung, weil es einfach keine verlässlichen Zahlen gibt und man genau hinschauen muss, was mit eingerechnet ist und was nicht.
Die Graue Energie eines Neuwagens ist 76 000 kWh (Quelle: Treloar et al. (2004)). Wird er alle15 Jahre ersetzt, sind das im Mittel 14 kWh pro Tag. Burnham et al. (2007) nennen einen kleineren Wert: 30 500 kWh für die Netto Lebenszyklus Energie eines Autos. Ein Grund für den Unterschied könnte sein, dass letztere von der Annahme ausgehen, dass das Fahrzeug recycled wird, was die
Netto Energieaufwendungen verringert. Nebenbei: ich recycle die Teile von meinen ausgedienten Micras gleich direkt - ohne den auch wieder energieaufwändigen Umweg von Transport, Trennen, Einschmelzen und Neuproduktion .
Woanders hab ich mal gelesen, dass die (graue) Herstellungsenergie eines Autos in etwa so hoch sein soll, wie der Verbrauch an Betriebsenergie während seinem gesamten Gebrauchszyklus. Das wären bei einer Laufleistung von 200 tkm und 5 l/100 km Verbrauch 10.000 l Benzin. Benzin hat einen Heizwert von 8,6 kW/Liter - das wären dann 86.000 kWh.
Wieder andere sagen, dass etwa der halbe Neupreis eines Autos nur Energiekosten sind. Bei einem Neupreis von 15.000 € wären das 7.500 €. Wenn ich einen (Industrie)Energiepreis von etwa 10 ct./kWh zugrundelege (Heizöl und Gas etwas weniger, Strom etwas mehr), dann komme ich auch auf etwa 75.000 kWh.
Wie dem auch sei - die Herstellungsenergie von einem Auto liegt mit Sicherheit in der Grössenordnung von mehreren 10.000 kWh - das hängt natürlich auch von der Fahrzeugklasse ab.
Der Energieverbrauch bei meiner Nutzungsdauerverlängerung nimmt sich daneben recht bescheiden aus. Das sind ein paar kWh graue Energie für Blech, Schweissmaterial, Dichtmasse, Grundierung, Lackierung, Unterbodenschutz und Konservierungsmaterial. Dazu ein paar kWh Stromverbrauch fürs Schweissgerät, Elektrowerkzeuge, Kompressor und ggf. Licht. Der o.g. Mehrverbrauch ist da mit Sicherheit der grösste Posten: 660 l x 8,6 = 5676 kWh. Und natürlich meine Arbeitsleistung: 150 Watt/Stunde x 8 Stunden x 13 Tage = 15.600 Wh = 15,6 kWh.
Alles in allem - auch wenn ich das auf die durchschnittliche Lebensdauer hochrechnen würde - ist der Energieverbrauch bei meinem System der Nutzungsdauerverlängerung um Grössenordnungen niedriger.
Wenn ich auf der Seite: http://www.spiegel.de/auto/akt…-neuwagens-a-1066558.html nachrechne, dann wäre bei meinen Eckdaten ein neuer Benziner nie "klimarentabel" - und selbst ein Elektroauto angeblich erst nach sage und schreibe 16 jahren (mit wievielen Ersatzakkus???). Allerdings gehts auf dieser Seite um die Klimabilanz bzw. CO²-Thematik und nicht um die Energiebilanz. Und zu dem Thema CO² hab ich so meine eigene Meinung - aber das würde jetzt zu weit führen.
3. Die Ressourcenrechnung
Bei der Herstellung von einem Auto wird ja nicht nur immens Energie verbraucht, sondern auch noch jede Menge Rohstoffe. Die bei der Produktion von meinem Auto eingesetzten Rohstoffe bleiben weitgehend erhalten - die zur Nutzungsdauerverlängerung erforderlichen Materialien liegen da fast schon im N.N.-Bereich - nicht nachweisbar. Es werden auch keine paar 100.000 Liter Trinkwasser verpritschelt wie bei einem neuen.
Du siehst also - der Wert eines Autos bemisst sich für mich nicht nur im Geldwert. Auch wenn das eine verständliche und weit verbreitete Rechenmethode ist.
Aber wenn die Reparaturkosten inkl. TÜV NEU mehr als das Doppelte betragen als die Karre wert ist, dann muss man das Autochen schon sehr lieben.
Ich mag meine Micras, weil sie alles haben, was ich brauch. Sie sind meine Genug-Autos. Mehr brauch ich nicht. Ganz im Gegenteil: vieles, was die neueren Autos haben, geht mir echt auf den ... äh ... Geist - siehe meinen Leitspruch unten
Ich denk nicht nur in Geld - das kann die Menschheit ja in beliebigen Mengen herstellen. Sondern ich denk vor allem auch in Energie und Ressourcen - die kann die Menschheit nicht herstellen, die sind begrenzt. Ich denk in Generationen - auch weil ich einen Sohn hab. Den liebe ich. Die Nutzungsdauerverlängerungen mach ich auch für ihn und die Kinder dieser Welt.
Wenn die Menschheit nämlich weiter so Energie und Ressourcen verplempert, dann darf sich bereits seine Generation meiner Einschätzung nach Gedanken über einen Umzug auf einen anderen bewohnbaren Planeten machen. Das sah übrigens der kürzlich verstorbene Stephen Hawking auch so. Die Astronomen sagen, dass es solche Planeten ganz in der Nähe der Erde gibt - nur ein paar hunderttausend Lichtjahre entfernt .
LordJunk : Also: Geld hin oder her - schau, dass du deinen Micra noch ein paar Jahre fahren kannst. Vielleicht hast du ja schon Kinder oder willst irgendwann noch welche ...
Gruss Matthias